Eckdaten: Rut Steinhauser, Partnerin im Arbeitsrecht in Berlin seit 2019
Meine Leidenschaften: Die Berge und das Wasser
Über mich: Ich liebe es, die Natur zu erkunden, insbesondere die Berge und das Wasser. Ich schlafe gern aus, letzteres kommt mit meinen beiden Jungs leider oftmals etwas kurz, wird dafür aber umso mehr genossen.
Neueste Abenteuer: Glücklich erschöpft war ich zuletzt vor ein paar Wochen in Bayern, als ich mit meinem großen Sohn von Bayrischzell auf den Wendelstein gekraxelt bin, mit anschließender Brotzeit und Abkühlung im Kneipp-Bad. Dazu passend: Es ist immer zu früh, um aufzugeben.
Darauf lege ich besonderen Wert: Ich freue mich, wenn man sich nicht auf Probleme konzentriert, sondern auf die Lösungen – in der Mandatsarbeit, in internen Kanzleiprojekten und genauso im Privatleben.
1. Wie hast du den Weg in die Partnerschaft in einer Top-Anwaltskanzlei erfolgreich gemeistert? Hast du einen besonderen Tipp, den du speziell an Absolventinnen weitergeben möchtest?
Den Weg in die Partnerschaft einer Top-Anwaltskanzlei erfolgreich zu meistern, erfordert vor allem, die eigenen Stärken zu erkennen und gezielt einzusetzen.
Viele Frauen erkennen häufig nicht, welche besonderen Fähigkeiten sie bereits mitbringen. Mein wertvollster Tipp für Absolventinnen ist daher, sich auf ihre persönlichen Ziele und die eigene Entwicklung zu konzentrieren, ohne sich von möglichen Hürden abschrecken oder entmutigen zu lassen. Es ist wichtig, sich der eigenen Kompetenzen bewusst zu werden und diese selbstbewusst einzubringen.
Engagement, Verantwortungsbewusstsein und der Wille, Herausforderungen anzunehmen, sind aus meiner Sicht entscheidend. In unserer Kanzlei setzen wir uns aktiv dafür ein, noch mehr Frauen in die Partnerschaft zu entwickeln. Und wenn ich unsere Partnerkandidatinnen und die nächsten Jahrgänge sehe, bin ich sehr zuversichtlich. Wer die erforderlichen Eigenschaften mitbringt und Lust auf Herausforderung und Verantwortung hat, hat heute sehr gute Möglichkeiten – als Mann und als Frau.
2. Als Frau in einer Führungsposition trägst Du zur Gestaltung der Zukunft von Gleiss Lutz maßgeblich bei. Welche wesentlichen Themen siehst du für die zukünftige Entwicklung der Arbeitswelt bei uns?
Diversität und Digitalisierung sind nicht nur Buzzwords, sondern echte Treiber. Wir wollen eine Arbeitsumgebung schaffen, in der jede und jeder sein volles Potenzial entfalten kann.
Die Chancen der Digitalisierung nutzen wir, um effizientere (und dabei verantwortliche) Arbeitsprozesse zu entwickeln und unsere Mandanten noch besser zu unterstützen. Es ist eine enorm spannende Zeit, auch im Rechtsberatungsmarkt. Digitale Arbeitserleichterungen gibt es schon lange. Harvey & Co. setzen neue Maßstäbe. Wir müssen sicherstellen, dass wir weiterhin fundiert ausbilden, das eigene (kreative) Denken fördern und breites Fachwissen haben, um digitale Arbeitsergebnisse kontrollieren zu können.
Es ist kein Geheimnis, dass wir leider – wie viele andere Großkanzleien – einzelne talentierte Anwältinnen und Anwälte auf dem Weg in die Partnerschaft verlieren. Unser Ziel ist es daher umso mehr, talentierten Nachwuchs von Beginn an zu fördern und langfristig an uns zu binden. Neben dem Verständnis der Kanzlei für die Herausforderungen in unterschiedlichen Lebensphasen ist es wichtig, sich früh ein verlässliches Support-Netzwerk aufzubauen. Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Talente – insbesondere unsere Nachwuchsjuristinnen – für Führungspositionen gewinnen und ihnen eine klare Perspektive bei Gleiss Lutz aufzeigen können, damit sie die Chance ergreifen, die Zukunft von Gleiss Lutz aktiv mitzugestalten.
3. Was schätzt Du an Deiner Rolle als Vorbild und Impulsgeberin für andere Frauen in juristischen Berufen?
Ich freue mich, wenn ich als Vorbild wahrgenommen werde – schließlich gibt es immer noch zu wenige weibliche Vorbilder in juristischen Führungspositionen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, auch als Mentorin, Frauen zu motivieren und zu unterstützen, ihre Karriere voranzutreiben, Vorurteile abzubauen, Engagement zu wecken und Chancen aufzuzeigen.
Dabei kann man nicht früh genug ansetzen: In Berlin habe ich ein festes Ritual – ich treffe mich regelmäßig mit unseren Praktikantinnen zum Lunch. Dabei gibt es keine Agenda, nur eine feste Eingangsfrage: "Könnt Ihr Euch vorstellen, Karriere zu machen?" Manchmal genügt schon so eine schlichte Frage, um einen Impuls zu geben. Die Momente, in denen man sehen kann, wie etwas zu arbeiten beginnt, sind immer ganz besonders für mich. Gerade bei denjenigen, die durch ihr Umfeld nicht bestärkt werden, ihre Ziele zu verfolgen.
Netzwerken ist für viele immer noch eine Herausforderung, obwohl viele Frauen über herausragende Stärken und Fähigkeiten in diesem Bereich verfügen. Auch ist Netzwerken keine Einbahnstraße und funktioniert in alle Richtungen. Es ist elementar in unserer Branche und erlernbar. Die meisten Menschen teilen gerne ihre Erfahrungen und interessierte Nachfragen führen oft zu spannenden Gesprächen.
4. In Deiner Position ist man doch vermutlich ständig auf Abruf. Wie lässt sich das mit dem Privatleben vereinen?
Gute Organisation und auch Verständnis zu Hause sind entscheidend. Ja, ich möchte und muss ansprechbar sein – für die Mandanten und für meine Mitarbeitenden. Gerade die zeitsensiblen Mandate sind oftmals besonders spannend. Aber nicht alles muss immer sofort erledigt werden. Gute Ausbildung und Gespür für kritische Situationen sind wichtig. Ich musste lernen (und bin noch immer dabei), mir selbst Grenzen zu setzen. Denn wenn man hinschaut, gibt es eigentlich immer noch etwas, was man gern auch noch angehen würde. Die eigenen Grenzen zu kennen und ein starkes Support-System sind sowohl beruflich als auch privat unerlässlich.
5. Wo siehst Du die Kanzlei in 5 Jahren?
Weiterhin an der Spitze im deutschen Rechtsberatungsmarkt. Mit mehr Frauen in der Partnerschaft. Mit viel Leidenschaft für unseren Beruf und die Mandate. Mit Projektteams, die Expertenwissen, Kreativität und digitale Tools kombinieren. Mit viel Freude bei der Arbeit und beim gemeinsamen Feiern.